Frequently Asked Questions Part 1

Seit fast einem Jahr liegt es nun schon auf meiner Festplatte herum. Das fix und fertige Video mit den Antworten auf die Fragen, die ihr mir gestellt habt. Bearbeitet, geschnitten, und mit Musik unterlegt. Nur ich, wie ich in mein Handy rede, ohne irgendwelchen Schnickschnack, der mich bei anderen immer so nervt. Aber aus irgendeinem Grund habe ich mich einfach nicht dazu überwinden können das Video online zu stellen.

Ich bin kein YouTuber, sondern Bloggerin. Einen Blog liest man.

Also: Hier sind die ersten 5 Fragen und Antworten aus dem Video, alle aufgeschrieben.

1 Was war deine größte Angst, vor und nach der Transplantation?

Erste Transplantation:

Vor der OP eigentlich nicht viel, meiner Meinung nach konnte es nur noch besser werden. Meine größte Sorge war, dass bei der Operation selbst etwas schief gehen könnte, hatte aber noch keine wirkliche Vorstellung, was alles auf mich zukommen würde.

Danach versuchte ich wieder auf die Beine zu kommen und im Endeffekt machte mir die kontinuierliche Verschlechterung meines Zustandes immer größere Angst.

Zweite Transplantation:

Vor der Retransplantation ging es mir sehr schlecht, ich hatte so große Angst, dass ich nicht rechtzeitig eine neue Leber bekommen könnte, oder dass es dann schon zu spät ist, besonders, weil Freunden von mir zu dieser Zeit genau das widerfahren ist.

Als es schließlich so weit war hatte ich Angst vor den Schmerzen, die mit der Operation auf mich zukamen. Der Weg, wieder auf die Beine zu kommen ist lang und schmerzhaft, das hatte ich nach der ersten Transplantation lernen müssen. Dieses Mal war ich viel, viel schwächer. Dennoch habe ich es geschafft und bin dankbar und stolz, dass ich es durchgestanden habe.

2 Hattest du Angst, ein fremdes Körperteil zu besitzen?

Nicht wirklich, Für mich hat es sich angefühlt wie der einzige Ausweg aus den Zwängen meiner Krankheit und dem endlosen Essen. Wie ein Notausgang. Vielleicht ist es anstrengender die Treppe nehmen zu müssen wenn es brennt, aber der Fahrstuhl, der vielleicht abstürzt war keine Option.

Bei der zweiten OP hat es mir schlicht und einfach das Leben gerettet. Dabei war es mir nicht wichtig, dass „das Etwas“, was mir helfen konnte von jemand anderem kam. Die Berührungsängste, die viele bei dem Thema Organspende vielleicht haben, konnte ich mir einfach nicht erlauben. Ich war wirklich nur dankbar. Ich kann mir auch vorstellen, dass es für mich mit meiner Leber Herbert so leicht ist, weil er von der Familie kommt.

Trotzdem kann ich verstehen, dass es merkwürdig scheint, wie selbstverständlich seinen Körper quasi mit etwas Fremden zu teilen. Einmal musste ich eine Bluttransfusion bekommen und konnte zusehen, wie Blut von fremden Menschen in mich hinein lief und was noch gruseliger war, ich konnte es spüren, weil mir das eiskalte Blut wortwörtlich in den Adern gefror.

3 Hast du dich von deiner Leber verabschiedet?

Von meiner ersten Leber habe ich mich nicht verabschiedet, da ich die Ausmaße, insbesondere mental, noch gar nicht abschätzen konnte. Ich hatte keine Vorstellung, welche Wirkung dieser Eingriff auf mein Leben haben würde

Bei meiner (jetzigen) dritten Leber war mir alles sehr viel bewusster. Ich habe mit der Transplantation einen Schlussstrich gezogen, um ein neues, hoffentlich leichteres und schöneres Leben zu beginnen.

Mein eigentliches Aufwiedersehen war wohl der Moment, in dem ich Rüdiger (meine zweite Leber) gebeten habe, noch zwei Tage für mich durchzuhalten, in der letzten Nacht im eigenen Bett, bevor ich für die Retransplantation in die Klinik gefahren bin.

4 Wie war es zu merken, dass etwas in dir abstirbt?

Es ist nicht nur etwas in mir abgestorben, ich bin langsam mit gestorben. Wenn man an überlebenswichtige Organe denkt, fallen einem zuerst das Herz oder die Lunge ein. Bei der Leber heißt es oft: ja, die ist da, um den Alkohol abzubauen.

Die Leber heißt aber nicht umsonst Leber, denn ohne sie ist ein Leben unmöglich. Es gibt auch keine Maschine, um die Leberfunktion maschinell zu ersetzen, ähnlich wie eine Dialyse. Also musste ich mehr oder weniger hilflos zusehen, wie mein Körper nach und nach abbaute und ich immer schwächer wurde, bis ich mich kaum noch aus dem Haus, manchmal sogar nur aus dem Bett bewegen konnte. Durch meine kaputte Leber funktionierten auch die Nieren nicht mehr richtig und so sammelte sich Wasser in meinem Körper. Niemand wusste, wie lange ich noch durchhalten könnte. Diese Zeit der Ungewissheit war die Schlimmste in meinem Leben.

5 Wie früh hast du dir schon Gedanken zum Tod gemacht?

In meiner „GOTHIC“-Phase hat mich der Tod irgendwie ständig beschäftigt, aber zu der Zeit besonders in Musik und Kunst und allem drum und dran, aber eigentlich auch schon davor. Der Tod hatte schon immer etwas Faszinierendes für mich. In der achten Klasse habe ich Bücher über Nahtoderfahrungen gelesen und sogar einen Aufsatz für die Schule darüber geschrieben. Ein bisschen morbid, wenn ich jetzt so darüber nachdenke.

Mit meinem eigenen Tod habe ich mich zwangsweise vor meiner ersten Transplantation, also mit dreizehn auseinander gesetzt. Mit einer so großen Operation geht man schließlich immer auch ein Risiko ein, dass etwas schief geht.

Aber zum Glück habe ich alles sehr gut überstanden!

 

 

Huihuihui, das hat ja hier recht bedrückend geendet, das war eigentlich nicht meine Absicht. Es ist nunmal ein ernstes Thema. Der nächste Teil wird fröhlicher, versprochen!

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