Jetzt wird’s kitschig-eklig. Aber ist doch auch mal nett, oder?
Ich möchte für einen Moment das Scheinwerferlicht von mir auf meinen Partner lenken. Lieber, Christian, wenn du das liest: Ja, jetzt geht es hier mal nur um dich. Ich habe diesen Beitrag schon eine Weile im Hinterkopf und wusste nie, wo genau ich anfangen könnte. Bis jetzt. Denn jetzt kommt die Geschichte von meiner Art Valentinstag.
Von vornherein war klar, dass es kein Tag mit Blumen und Schokolade werden würde. Das ist nicht so unser Ding und macht das ganze in meinen Augen entspannter. Es war auch klar, dass wir den Valentinstag getrennt verbringen würden. Christian hatte die Männergrippe erwischt und das ist für mich ein guter Grund, ihm nur bis auf einen Meter Sicherheitsabstand nahe zu kommen. Bis jetzt habe ich nämlich den Winter ohne eine einzige Erkältung überstanden. *Klopf auf Holz*
Für den Donnerstag hatte ich mich deswegen mit Freundinnen verabredet, wir wollten uns kreativ ausleben und vorher ein schönes Abendessen zusammen genießen. Nach dem Essen war der Abend für mich allerdings schlagartig gelaufen. Mein Bauch krampfte, als würde jemand mit fünf Messern auf mich einstechen. Mit Wärmflasche am Bauch hab ich mich ins Bett gekuschelt und die Mädchen ihr Ding machen lassen und einfach ein bisschen zugeschaut. Aber dann kam Übelkeit dazu und ich habe eine Stunde im Bad zugebracht.
Ich hatte gehofft, dass es vorbei ist, wenn alles raus ist, aber da hatte ich mich geirrt. Deswegen habe ich die beiden gebeten, nach Hause zu gehen. Nachdem ich die Maximaldosis Schmerzmittel genommen hatte, wurden die Schmerzen irgendwann erträglich.
Und dann habe ich Christian angerufen.
Ich konnte einfach nicht allein sein, hatte Angst und wusste nicht, was ich tun sollte. Christian schlug vor den KV-Dienst anzurufen. Das ist der Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung. Im Endeffekt handelt es sich dabei um Hausärzte, die sich ambulant nach Praxisschluss um Patienten kümmern. Durch einen Anruf muss man im Ernstfall nicht den Notarzt rufen und kann dadurch verhindern, dass wirkliche Notfälle zu lange auf Hilfe warten müssen.
Warten mussten dann allerdings wir. Christian ist zu mir gekommen, um sich um mich zu kümmern und das, obwohl er selbst erkältet war. Er hat sich zu mir gesetzt und mir über den Kopf gestreichelt und sich vom KV-Dienst anblaffen lassen, als er gefragt hat, wie lange wir noch würden warten müssen.
Aber am wichtigsten: Bei jedem unkontrollierbaren Händewinken und hysterischen „RAUS HIER?!“ hat er fluchtartig den Raum verlassen und das gegen seinen Willen. Klingt vielleicht fies, weil er sich um mich kümmern wollte, aber jetzt mal im Ernst wer kann schon in Ruhe kotzen, wenn der Liebste dabei zusieht?
Irgendwann sind wir beide ein wenig eingenickt, ich neben meinem Eimer und Christian in meinem Sessel. Im Hintergrund ein Hörspiel die Drei ???
Als ich wieder aufwachte war es ein Uhr morgens. Durch das ewige Warten hatte ich offenbar eine Art Hundegehör entwickelt, denn ich hörte ganz deutlich draußen Autotüren zufallen. Aufgeregt rief ich Christian wach. In diesem Moment klingelte es und ich schwöre, ich habe niemals jemanden schneller aufstehen sehen.
Die Ärztin hat vorgeschlagen, mir ein Schmerzmittel und etwas gegen die Übelkeit zu verabreichen. Ich konnte gar nicht laut genug „JA!“ brüllen, dazu fehlte mir schlicht und einfach die Kraft. Die Mittel zeigten schnell ihre Wirkung, aber ich würde die nächsten zwei Tage nicht mehr auf der rechten Pobacke sitzen können.
Halb komatös von den Medikamenten bekam ich nur in der Ferne mit, dass Christian sich weigerte, nach Hause zu fahren und alle Decken und Kissen zusammensuchte, um sich ein provisorisches Bett zu bauen. Gegen fünf Uhr wachte ich das erste Mal wieder auf und hörte ihn durch die Erkältung schwer atmen und husten. Irgendwie konnte ich ihn davon überzeugen, dass es sinnvoll wäre, ein paar Stunden nach Hause zu fahren und in einem richtigen Bett zu schlafen.
Als er sich auf den Weg gemacht hatte, lag ich einen Moment da und betrachtete das provisorische Lager am Boden.
Ich habe jemanden an meiner Seite, der lieber auf dem Boden schläft, als mich krank allein zu lassen, sogar wenn er selbst nicht gesund ist. Innerhalb von nicht mal einer Woche war es bereits das dritte Mal, dass ich mehr oder weniger hilflos ans Bett gefesselt war. Kreislaufzusammenbruch, Migräne und jetzt das. Christian ist immer da. Er versteht, dass ich das nicht nach ihm rufe, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern, dass ich wirklich seine Hilfe brauche, wenn ich darum bitte. Er ist nicht genervt, sondern fürsorglich. Mit diesen Gedanken schlief ich noch ein paar Stunden.
Am nächsten Morgen war Christian wieder da, mit einem Strauß Suppengrün in der Hand und einer Packung Reiswaffeln unter dem Arm.
Und das ist doch auch irgendwie romantischer als Blumen und Pralinen oder?

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Süße Geschichte ❤
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