Warum Therapie supercool ist (Teil 2)

Es war ein Scheißtag.

Eigentlich war die ganze Woche zum kotzen, denn ich merkte schon vor einigen Tagen, dass es mir nicht gut ging, versuchte aber, mich mit Arbeit abzulenken. Das ganze Wochenende verbrachte ich am Schreibtisch, regelte Dinge, die ich schon seit Ewigkeiten vor hatte, alle auf einmal. Das fühlte sich für den Moment wirklich gut an, doch ich merkte, wie mein Kopf immer unruhiger wurde und spürte, dass ich die Welle der Depression nur immer weiter aufschob. Je länger ich es anstaute, desto heftiger würde sie über mich hereinbrechen.

Ich steckte mitten drin, als ich wieder einen Sitzung hatte. Es war das erste Mal, an dem ich es wirklich zulassen konnte, darüber zu reden. Wie es sich anfühlt. Was es mit mir macht. Woher es zu kommen scheint.

So offen zu sein ist schwer. Es tut weh. Aber es ist Teil des Prozesses. Es ist schwer etwas zu ändern, wenn man gar nicht weiß, was genau „es“ ist.

Zu kryptisch? Vielleicht.

Wenn beim Laufen plötzlich der Fuß weh tut, wird man ihn nicht einfach abschneiden. Sondern ihn unter Schmerzen auf den Röntgentisch legen und schauen, was genau eigentlich kaputt ist. Ein Bruch, ein Bänderriss, nur überlastet? Erst dann kann man entscheiden: Diese Behandlung sollte helfen. Wie kann ich also erwarten, dass es mir besser geht, wenn ich gar nicht weiß, wieso es mir schlecht geht? Jetzt liege ich also auf dem Röntgentisch, lasse mich durchleuchten und finde hoffentlich schon bald einen Weg, der mir helfen kann.

In der Zwischenzeit nehme ich mir so oft ich kann Zeit für mich, mache nur noch Dinge, die ich auch wirklich machen möchte, Dinge für mich. Und versuche zu verstehen, wieso da immer eine Stimme ist, die sagt, dass ich mehr machen müsste, dass ich mehr sein müsste und die nicht versteht, dass es manchmal nichts Wichtigeres zu tun gibt, als einen Spaziergang zu machen, eine Weile zu stricken oder sich einfach ins Bett zu legen und ein wenig zu schlafen.


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