Viele Ärzte verderben den Brei

Nun war ich ja am Montag in Kiel zum Check-up und da hieß es noch: Wir sehen uns in 6 Monaten wieder.

Aus den 6 Monaten wurden plötzlich 8 Tage.

Am Mittwoch bekam ich einen Anruf, dass ich Freitag einen Termin beim Hepatologie-Professor in Leipzig habe und dann und dann da und da sein sollte. Ist nicht so, dass ich mitten im Praktikum stecke und alle Fehlzeiten nacharbeiten muss, aber hey, klar komme ich.

Also bin ich für zwei Stunden morgens auf Arbeit gefahren und hab um 10 Uhr mal eben das Krankenhaus gewechselt. In der Uniklinik hab ich mich prompt erstmal verlaufen und an der falschen Anmeldung angemeldet. Jeder Bereich hat da nämlich seine eigene. Verrückt. Irgendwann saß ich auf der richtigen Wartebank und wurde dann auch aufgerufen. Der Arzt, welcher ein erstes „Kennenlerngespräch“ mit mir führte muss der gestressteste Mensch sein, den ich jemals gesehen habe. Er murmelte Fragen zu meinem Gesundheitszustand vor sich hin, welche er sich selbst beantwortete. Ich bekam kaum ein Wort dazwischen und wenn doch unterbrach er mich sofort wieder. Ich fühlte mich von seinem Stress sofort angesteckt.

Schließlich schickte er mich zu Blutentnahme wieder raus und eine Schwester jagte mir eine Nadel in die Armbeuge. Auf meinen Hinweis, dass das an der Hand bei mir besser geht, erwiderte sie nur: „Lassen Sie es mich mal probieren, wir sehen ja, ob es klappt.“ Ja, danke, ist ja nur mein Arm, in dem dann rumgebohrt wird, kein Ding. Danach drückte sie mir einen Urinbecher mit drei Spritzen in die Hand und erklärte mir, wie ich den Urin vom Becher in die Spritzen befördern sollte.

Das ging so mittel gut, ich glaube auf dem Boden war am Ende mehr gelandet als in den Spritzen. Ganz zu schweigen von der Hygiene… Alles sehr irritierend, aber okay..?

Dann endlich kam der Professor, den ich unbedingt treffen sollte. Mein Professor hatte nämlich den Termin mit diesem Professor gemacht (anscheinend sind die voll die Bros). Der hat sich auch etwas mehr Zeit genommen, noch ein paar mehr Fragen gestellt und mir endlich erklärt, was der ganze Stress sollte. Es ging um eine parallele Betreuung in Leipzig zusätzlich zu der in Kiel und mein nächster Termin wurde für in drei Monaten angesetzt, da könnte man ja auch gleich noch eine Knochendichtemessung machen. Das fand ich jetzt auch nicht so prickelnd, weil es schlicht und einfach noch mehr Krankenhaus für mich bedeutet und das nachdem Kiel es endlich runter gesetzt hatte. Aber drei Monate sind ja auch noch eine Weile hin, dachte ich und verabschiedete mich.

Den restlichen Tag habe ich mir frei genommen, muss ja eh alles nacharbeiten, da kam es auf die zwei Stunden auch nicht mehr an, fanden zum Glück auch meine Anleiterin und Bereichsleitung. Daraufhin habe ich erstmal zwei Stunden geschlafen.

Als ich nachmittags endlich mal dazu kam, meine Wohnung zu putzen, klingelte mein Handy. Eine Leipziger Nummer.

„Hallo?“

„Ja, Hallo Frau Jung, Doktor Soundso von der Uniklinik Leipzig, Sie waren heute Morgen bei uns.“

„Ja, ich weiß, das ist ja jetzt noch nicht so lange her.“

„Wir haben Ihre Blutwerte bekommen, die sind ja extrem hoch. Also niemand bei uns in Leipzig hat so hohe Leberwerte in der Transplantations-Nachsorge.“

„Die sind immer so hoch, aber mir geht es soweit ja gut damit.

„Wie waren die denn am Montag in Kiel?“

„Ähnlich. Ich habe die Werte vom November hier liegen. Die waren …“

„Das ist ja wirklich hoch. Ich werde mal mit dem Professor und Kiel Rücksprache halten, wir würden da gerne nächste Woche eine Biopsie machen.“

„Aha…“

„Ich melde mich dann nochmal. Tschüss.“

„Tschüss.“

„Hallo Meike, ich bins, Rebecca! Hilfe, die wollen hier in Leipzig eine Leberbiopsie machen, aber meine Werte sind doch schon immer so??? Und ich will das wenn bei euch machen lassen und überhaupt sind in zwei Wochen die World Chor Games und ich will unbedingt mit!!! Was mache ich denn jetzt?!?!“

„Rebecca beruhige dich erstmal, alles wird gut, pass auf…“

Also habe ich am Montag in Kiel angerufen und die Aussage bekommen, dass einmal in die Leber zu gucken ja keine schlechte Idee sei, besonders bevor ich in zwei Wochen nach Südafrika fliege, ob ich nicht Dienstag gleich um 8 Uhr morgens da sein könnte. Konnte ich nicht, weil ich natürlich noch Sachen packen musste, meinen Kater versorgt wissen, die Wohnung halbwegs ordentlich hinterlassen und mit meiner Praxisstelle reden.

Jetzt sitze ich im Zug und bin gegen 18 Uhr im Krankenhaus.

Wann und wie viel ich Fehlzeiten nacharbeiten muss lässt sich jetzt noch schwer sagen, aber laut meiner Hochschule könne ich ja einfach ein Semester dran hängen. Danke, nein, dann bekomme ich nämlich kein Bafög mehr. Vielleicht arbeite ich dann im nächsten Semester nebenbei dort weiter oder so. Fantastisch.

Aber darüber mache ich mir Sorgen, wenn ich wieder da bin. Ich hoffe nur, dass alles in Ordnung ist. Und dass ich nach Südafrika kann.